PRESSEMITTEILUNG | Bündnis „Gemeinsam und solidarisch gegen die AfD“

800 Menschen gegen den „AfD-Neujahrsempfang“ in Reutlingen

Für Freitag den 08.02.2019 rief ein Bündnis aus 25 verschiedenen Parteien, Vereinen und Gruppierungen zum
Protest gegen den Neujahrsempfang des AfD Kreisverbands Reutlingen auf. 800 Menschen aller Altersstufen und
diverser politischer Hintergründe folgten dem Aufruf.
Den Auftakt der Veranstaltung bildete ein Redebeitrag von „ROSA“ (Reutlingen for Organisation Solidarity and
Actions) um 17 Uhr am Hauptbahnhof Reutlingen. Danach ging es gemeinsam in einem lautstarken Protestzug
über die Karlstraße und die Wilhelmstraße zum Marktplatz.
Durch das Mitführen eines Schlauchboots, mit dem sich tatsächlich Geflüchtete von Libyen aus auf den
gefährlichen Weg nach Europa machten, wurde der direkte Bezug der folgenschweren „Anti-Flüchtlings-Politik“
der AfD zum Sterben im Mittelmeer verdeutlicht.
Schon während der Demonstration und auch im Verlauf der Kundgebung kam es wiederholt zu Provokationen von
Mitgliedern und Sympathisant*innen der AfD gegenüber Teilnehmer*innen der Proteste. So filmte z.B. Dubravko
Mandic (rechtsradikaler Aktivist und AfD Politiker) die Teilnehmer*innen der Veranstaltung auf dem Marktplatz.
Dieser war 2016 bundesweit bekannt geworden, da er in einer Fotomontage die Konterfeis von aktuellen
Politiker*innen in eine Historische Aufnahme der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse eingearbeitet hatte.
Dubravko Mandic kam gemeinsam mit Jonathan Rudolph zum Neujahresempfang der AfD. Dieser ist
Ortsgruppenführer der Gruppierung „Identitären Bewegung“, welche Fachjournalist*innen und
Wissenschaftler*innen der extremen Rechten zuordnen, in Tübingen. Das ist ein erneuter offener Schulterschluss
von AfD und der extremen Rechten.
Auch Mitglieder der faschistischen Kleinstpartei „der dritte Weg“ provozierten durch das fotografieren der
Demonstrationsteilnehmer*innen. Einer von ihnen trug offen einen Pulli der international bekannten
neonazistischen Band „Screwdriver“ aus England. Die Band um Frontmann Ian Stuart Donaldson (Führungsfigur
der internationalen rechten Szene) ist Mitbegründer des europaweiten Neonazi-Netzwerks „Blood & Honour“,
welches in Deutschland seit 2000 verboten ist.
Zeitgleich wurden die Redebeiträge von Ruben Neugebauer (SeaWatch), Kulturschock Zelle e.V., Jessica Tatti
(MdB, Die LINKE), Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) und des Offenen Treffens gegen Faschismus und
Rassismus (OTFR) verlesen, denen viele Zuhörer*innen gespannt lauschten.
Nach Abschluss der Kundgebung versammelten sich noch viele Menschen an den Absperrungen zum Spitalhof,
um ihren Protest direkt an die Teilnehmer*innen der AfD-Veranstaltung zu richten. Eine Sprecherin des OTFR
dazu:„Wir wollen uns nicht nur symbolisch und in Form von Redebeiträgen gegen die AfD aussprechen. Daher
freut es uns besonders, dass viele Menschen unserem Aufruf gefolgt sind, den Ablauf der AfD Veranstaltung durch
direkten und lautstarken Protest zu stören. Denn überall dort, wo Rechte keinen Widerstand erfahren, werden Sie
stärker und gewinnen an Zulauf.“
Bei der AfD kam es gleich zu Beginn zu Aufregung, als Ruben Neugebauer sich im Saal zu Wort meldete. Hier
zeigte die AfD wie ernst es ihr mit dem viel geforderten offenen Diskurs ist. Ruben Neugebauer hierzu: „Es dauert
keine 15 Sekunden und ich werde von stämmigen Typen aus dem Saal geworfen, die meine Begleiterin als
linksversiffte Fotze bezeichnen. Offensichtlich ist Hans-Jörg Schrade nur an einer sachlichen Diskussion
interessiert, wenn es darum geht, sich selbst als Opfer, mit dem niemand reden will, zu stilisieren.“
Eine Spontandemonstration von ca. 200 Personen zurück zum Hauptbahnhof beendete unterdessen den Protest
gegen die AfD an diesem Tag.
Das Bündnis zeigt sich sehr zufrieden mit der hohen Zahl der Teilnehmenden und dem Verlauf der Aktionen.
Durch den Protestzug in der Reutlinger Innenstadt konnten viele Bürger*innen erreicht und zum Teil zur
Beteiligung an der Aktion motiviert werden. Der bunte und vielfältige Ausdruck der Demonstration hat gezeigt,
dass an diesem Tag ein Querschnitt der Bevölkerung auf der Straße war. Jessica Tatti resümiert: „Klasse, dass so
viele gegen die miese Politik der AfD protestiert haben und bereit sind für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft
einzutreten.“
Besonders erschreckend ist die Tatsache, die Südwest Presse berichtete, dass die AfD am Eingang ihrer
Veranstaltung eine offen einsehbare Mappe, in der Bilder, Namen und Anschriften von vermeintlichen
Gegendemonstrant*innen und politischen Gegner*innen aufgelistet waren, auslegte.
In Anbetracht der Tatsache, dass auch extrem Rechte und faschistische Kräfte anwesend waren, sieht das Bündnis
darin, neben der Verletzung der Privatsphäre, eine Gefährdung der körperlichen Unversehrtheit für jene
Menschen, die sich in Reutlingen gegen Rechts engagieren.
„Welche demokratische Partei führt Listen mit politischen Gegner*innen und was passiert mit ihnen wenn die
AfD an Macht gewinnt?“ fragt Luca Gemein, die Pressesprecherin von ROSA. „Wir hoffen, dass dies keine
Folgen für die gelisteten Personen haben wird.“ Das Bündnis wird hierzu rechtliche Schritte prüfen.
Diese Ereignisse zeigen einmal mehr, wie wichtig es ist, gegen die AfD und ihre menschenverachtende Politik auf
die Straße zu gehen. Die Zeiten, in denen die AfD durch Schweigen klein gehalten werden konnte, sind leider
vorbei. Nun ist es an der Zeit gemeinsam und solidarisch gegen diese Politik Stellung zu beziehen. In Reutlingen
zeigt dies bereits Wirkung, da niemand mehr die AfD in seiner Gastwirtschaft haben will. Das ist ein Erfolg an
den es anzuknüpfen gilt.
„Das Bündnis hat mit seinem bunten und friedlichen Protest gezeigt, was Reutlingen von der rechtspopulistischen
und menschenverachtenden AfD hält. Das sehen wir als großen Erfolg an! Dass die AfD auf einen friedlichen
Protest nur mit Provokationen und Drohungen gegen Demoteilnehmer*innen antworten kann, zeigt, dass sie zu
Recht vom Verfassungsschutz überprüft wird!“, sagt Moritz Stiepert, DGB Gewerkschaftssekretär.

Gemeinsam und solidarisch gegen die „Alternative für Deutschland“
Bündnispartner*innen & Unterstützer*innen:
[’solid].SDS Tübingen.SDS Tübingen].SDS Tübingen]
AK Flüchtlinge Reutlingen
Alb Offensive
Attac Reutlingen
DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund)
DIE LINKE. Kreisverband Reutlingen
Die PARTEI Reutlingen
Die PARTEI Pliezhausen
Ende Gelände Tübingen
Epplehaus Tübingen
Ernst-Bloch-Uni Tübingen
Kein Bock Auf Nazis
Kulturschock Zelle e.V.
Kulturzentrum franz.K Reutlingen
Mädchencafe Verein Görls
MLPD Reutlingen/Tübingen
OTFR-Offenes Treffen gegen Faschismus und Rassismus für Tübingen und Region
Represent – Your Hometown Music
ROSA – Reutlingen for organisation, solidarity and actions
Seebrücke Reutlingen – Tübingen
SPD Ortsverein Reutlingen
ver.di Jugend Fils-Neckar-Alb
Ver.di Ortsverein Neckar-Alb
VVN-BdA Reutlingen
VVN-BdA Tübingen/Mössingen