Stellungnahme zur AfD Wahlwerbung im GEA

„Lügenpresse, Lügenpresse“. Dies ist ein häufiger Ausruf der rechten Szene und der sogenannten besorgten Bürger, die den „guten alten Zeiten“ nachtrauern. In ihren Augen finden ihre „Ängste und Sorgen“ in den staatlich gesteuerten Medien zu wenig Gehör.
Doch zumindest beim hiesigen Blättle, dem Reutlinger Generalanzeiger (GEA) scheint dies nicht der Fall zu sein. Ein Großteil der Anzeigenseite ist, kurz vor der Wahl, an drei Tagen in Folge, bedeckt von den Wahlplakaten und Sprüchen der selbsternannten „Alternative für Deutschland“(AfD). Subtil verteilt und in Farbe, so dass es jedem ins Auge sticht.
Anstatt sich kritisch mit den Programmen der zur Bundestagswahl antretenden Parteien auseinander zu setzen und dem Wähler durch objektive Berichterstattung sachliche Informationen für seine Wahl zur Seite zu stellen, profiliert sich der GEA als Plattform für Parteienwerbung. Und das völlig ohne Reflektion oder kritischer Auseinandersetzung mit dem Parteiprogramm.
Besonders, da die AfD keine normale Partei ist. Ihr Wahlprogramm beinhaltet erwiesenermaßen verfassungsfeindliche Elemente, bezogen auf die unantastbare Würde des Menschen und die freie Ausübung der Religion. Zudem stellt sich diese selbsternannte Alternative auf ihrem Plakaten als Partei für den „kleinen Mann“ dar. Beim Lesen ihres Wahlprogramms wird aber schnell klar, dass die AfD eher die Partei des „reichen deutschen Mannes“ ist. So möchte die AfD keine Vermögens – oder Erbschaftssteuer als Substanzsteuer. Gleichzeitig sollen keine Schulden gemacht werden, um den Sozialstaat oder die Renten zu finanzieren? Wie lässt sich da der „kleine Mann“ noch fördern?
Während sich der GEA also als Werbeplattform für eine chauvinistische, verfassungsfeindliche Partei offeriert, diskreditiert er gleichzeitig die Gegenstimme in Reutlingen.
Im Artikel zur, von ROSA organisierten, Kundgebung gegen die AfD-Wahlkampfveranstaltung im Spitalhof am 08.09.2017 behauptete der Reutlinger Generalanzeiger, „Mitglieder der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands und der Antifa Reutlingen/Tübingen, firmierten [sich] unter dem Namen ROSA“, was ausdrücklich falsch ist.
Im Gegenzug wurde in dem Artikel vom 09.09.2017 über den Besuch der Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Reutlinger Stadthalle lediglich von „200 bis 300 Schaulustigen“ sowie „einigen Demonstranten“ und „dem ein oder anderen „Volksverräter“-Ruf“ berichtet. Dass allerdings eine nicht unwesentliche Anzahl an Mitgliedern der rechten Organisation Identitäre Bewegung und der Neonazi-Kleinstpartei „Der III. Weg“ vor Ort waren, wurde vom Autor Roland Hauser mit keinem Wort erwähnt (vgl. Artikel im GEA).

Wie wäre es mit tatsächlicher Recherche, statt unreflektierter Übernahme der Positionen und Ansichten der AfD?
Oder mit einer unvoreingenommenen und sachlichen Berichterstattung?